um Joseph Anton Koch

Das Leben von Joseph Anton Koch – Obergiblen, Stuttgart, Rom, Wien

Joseph Anton Koch (Eberhard Wächter)

Joseph Anton Koch (Eberhard Wächter)

Joseph Anton Koch wurde am 27. Juli 1768 als Bauernsohn in Obergiblen (politisch Österreich, kirchlich Bistum Augsburg) geboren, einem Dorf im Lechtal, eingebettet in den Bergen des westlichen Tirols. Joseph Anton half als Kind seinem Vater sich um den Hof und insbesondere um die kleine Herde der Familie zu kümmern. Hier lernte er den Umgang mit der Natur, er liebte sie und sie inspirierte fortan sein künstlerisches Werk. Seine Mutter, Anna Elisabetta Burdi, stammte aus Koblenz am Rhein. Von seinen 10 Geschwistern überlebten nur zwei Schwestern die Kindheit.

Er fing an zu malen

Bald wurden die Fähigkeiten des jungen Hirten von durchreisenden Experten bemerkt. Er zeichnete wo immer er konnte. Auf Felsen mit der Kohle des Hirtenfeuers oder durch einritzen von Baumrinde. Ab seinem 15. Lebensjahr durfte er sich dank der Aufmerksamkeit des Bischofs von Augsburg, der zur Firmung in das abgelegene Bergdorf gekommen war, in Schwaben weiterbilden. Zuerst als Seminarist in Dillingen, dann in einer Bildhauer-Werkstatt in Augsburg, schliesslich 6 Jahre in der renommierten „Hohen Carlsschule“ in Stuttgart.

In dieser Zeit brach 1789 in Paris die Revolution aus und heizte manche revolutionären Köpfe in ganz Europa an, unter ihnen auch den von Joseph Anton Koch. Koch wandelte seinen Frust über die archaischen Methoden der Hochschule in politischen Eifer um. 1791, festgenommen wegen Insubordination, floh er von der Schule, schnitt seinen im „Ancien Régime“ vorgeschriebenen Haarzopf ab, übersandte ihn mit Hohn seinen früheren Lehrern an der Akademie, und schloss sich dem Kreis der Jakobiner, den französischen Revolutionären, zuerst in Strassburg, dann in Basel an. Aber Politik war nicht seine Berufung.

Für fast drei Jahre bereiste er ziellos die Schweizer Alpen, zeichnete hunderte Landschaftsbilder und Skizzen, die er später in Rom als Vorlagen für wunderschöne Ölgemälde verwenden sollte.

Nach dem Studium in Stuttgart begann der Traum Italien

Gegen Ende 1794 kam er schliesslich seiner Bestimmung nahe. Ausgestattet mit einem Stipendium des Mäzens George Nott, überquerte er zu Fuss die Alpen nach Italien. So begann die mediterrane Dimension seines Lebens. Sofort begeisterte er sich für die Wunderwerke der italienischen Malerei in Bologna, Florenz, Neapel und Salerno.

Im Frühjahr 1795 erreicht er Rom, seine neue Heimat, ein zeitgenössisches Mekka deutscher Künstler. Dort integrierte er sich im künstlerischen Kreis der „Deutsch-Römer“. Er befreundete sich mit Carstens, von dem er lernte, die Darstellung menschlicher Gestalt zu beherrschen. Diese Kunst wird er in den Illustrationen zu Dantes „Die Göttliche Komödie“ mit besonderer Bravour unter Beweis stellen, sowie später auch in anderen biblischen und mythologischen Szenen.

Relief von Joseph Anton Koch im Caffè Greco, Rom

Relief von Joseph Anton Koch im Caffè Greco, Rom

Besondere Freundschaft verband ihn mit dem dänischen Bildhauer Thorwaldsen. Er teilte mit ihm eine Wohnung in der Via Sistina. Bald wurde er treuer Besucher des „Caffè Greco“ in der Via Condotti, dem Künstlertreff schlechthin, in dem heute noch sein Portrait an ihn erinnert.

Ab 1803 fängt Koch an, die malerische Landschaft der „Campagna Romana“ in der Umgebung von Rom zu bereisen, bis zu dem Ort Olevano Romano, den er für mehr als 30 Jahren als Sommerdomizil und Quelle künstlerischer Inspiration bevorzugen wird. Die Schönheiten dieser Gegend, vor allem des berühmten Eichenwaldes, der Serpentara, fesselten ihn. In diesen ersten Streifzügen durch die römischen Landschaften wird er häufig von einem älteren deutschen Maler, Reinhart, begleitet. Jüngere Maler werden ihm ebenfalls dorthin folgen, wie z.B. Olivier und Horny. In Olevano heiratet Koch im Jahr 1806 die 20 jährige Cassandra Ranaldi, Tochter eines lokalen Winzers. Unter den Nachkommen ihrer drei Kinder findet sich der berühmte römische Architekt des späten 19. Jahrhunderts Gaetano Koch.

Joseph Anton Koch kam um 1810 zunehmend mit einer in Rom neu entstandene Gruppierung deutscher Künstler, mit den Nazarenern, in Berührung. Diese jungen Maler, meist erst jüngst nach Rom gekommen, wählten Koch zu ihrem Mentor. So gab er Künstlern wie Overbeck, Pforr, Cornelius, von Shadow, Veit, Schnorr von Carolsfeld und Führich Orientierung und künstlerische Inspiration.

 

Kochs Ehefrau aus Olevano Romano, Cassandra.

Kochs Ehefrau aus Olevano Romano, Cassandra.

Die Wiener Jahre

1812 verlies Joseph Anton Koch mit seiner Frau Cassandra und der erstgeborenen Elena Italien und lebte mit ihnen drei Jahre in Wien. Wie er schrieb, fiel es ihm schwer, die Besetzung von Rom und die Enthebung des Papstes durch die Franzosen zu akzeptieren. Er war weder ein Anhänger des Papstes noch der Habsburger, aber er hatte sich davon überzeugt, dass unter der päpstlichen Herrschaft die Freiheit besser gewährleistet wurde als unter der ideologischen Bürokratie des napoleonischen Europa. In Wien fand er aber kein Glück. Er konnte sich nicht an das schlechte Klima gewöhnen, fand das Milieu engstirnig und wenig verständnisvoll. Er suchte Trost in seiner Arbeit. In Wien entstanden tatsächlich einige seiner schönsten italienischen Landschaften.

1815 wird Koch nach Rom zurückkehren und sich nur noch seinem Werk, seiner Familie und seinen Freunden widmen. Dort und in Olevano Romano verbrachte er die letzten 24 Jahre seines Lebens. Der bayerische Prinz und spätere König Ludwig I. der häufig Rom besuchte, unterstützte ihn und kaufte seine Bilder. König Ludwig I baute auf dem berühmten Pincio die Villa Malta, und stellte diese dem deutschen Künstler als Treffpunkt und Atelier zur Verfügung. Kochs Verhältnis zum König war freundschaftlich und schwierig zugleich, da er mondänes Getue und strenge Etikette zutiefst verabscheute.

1819 reiste Koch aus gesundheitlichen Gründen nach Umbrien, wo er Piediluco, Narni, Terni, Spoleto, Assisi und Perugia besuchte.

Die Freskenmalerie

1825, schon im Alter von 57 Jahren, wandte sich Koch einer neuen Technik zu: Der Freskenmalerei. Sein Ruf als Illustrator von Dante war so groß, dass der Marchese Massimo, ein römischer Aristokrat, ihn bat, Fresken mit den Szenen von Hölle und Fegefeuer im „Casino“ seiner Villa Massimi am Lateran (ein römisches Stadtviertel) zu malen. Von diesem Werk sagte Koch selbst: „Ich habe Rom ein Monument meiner Phantasie hinterlassen“. Diese Fresken wurden vor kurzem vollständig renoviert und sind öffentlich zu besichtigen.

Bis zum Ende seines Lebens, hörte Koch nicht auf zu arbeiten. Seine innovative Kunst war von seinen Kollegen hochgeschätzt, die ebenso mittellos waren wie er selbst. Nur wenige Monate vor seinem Tod hatte Koch die Genugtuung, eine grosszügige jährliche Apanage vom Österreichischen Kaiser Ferdinand I gewährt zu bekommen.

Inschrift am teutonischen Friedhof des Vatikans

Inschrift am teutonischen Friedhof des Vatikans

Abschied als Gründer einer römische Dynastie

Er starb in Rom am 12. Januar 1839 in seiner letzen Wohnung im Palazzo Galoppi an den „Quattro Fontane“ und wurde im teutonischen Friedhof des Vatikans im Schatten der Kuppel von Skt. Peter begraben.