um Joseph Anton Koch

Chronologische Ereignisse – Joseph Anton Koch und die Geschichte seines Lebens

Wir listen hier die ersten chronologische Ereignisse im Leben Joseph Anton Kochs mit dem Hintergrund der historischen Kulisse. Weitere Infos entnehmen Sie der am Ende dieser Seite verlinkten PDF-Datei.

1761

In Ludwigsburg erfolgte die Gründung der Académie des Arts, der Guibal bald das Gepräge gab, 1771 die Gründung der Militärischen Pflanzschule auf der Solitude, die 1775 in die Carlsakademie hinter dem Neuen Schloss nach Stuttgart umzog und dort, vor allem seit ihrer Erhebung zur Universität 1781/82, als Hohe Carlsschule einen weit über die Landesgrenzen hinausgehenden Ruf genoss als eine von Europas modernsten Bildungsanstalten. Holst 1989. S. 22.
Die Künstler hatten sich aber als Gegenleistung für ihre kostenlose Erziehung am Ende der Carlsschulzeit zu lebenslänglichem Dienst für das württembergische Herrscherhaus verpflichten müssen und nur wenige besaßen das Rückgrat, dieses Joch abzuschütteln. Holst 1989. S. 25.
Hat Koch sich auch stets nur mit Bitterkeit an die Carlsschule erinnert, meinte er auch später, dass sein Kunstenthusiasmus dort die Tortur bekommen habe, so verdankte er ihr doch eine solide künstlerische Ausbildung und manche Freundschaft für das Leben, vor allem eine enge Beziehung zu dem engagierten Kunstfreund Baron von Uexküll. Holst 1989. S. 30.

1784

Friedrich Schiller schrieb in der Ankündigung der Rheinischen Thalia :

„Acht Jahre rang mein Enthusiasmus mit der militärischen Regel; aber Leidenschaft für die Dichtkunst ist feurig und stark wie die erste Liebe. Was sie ersticken sollte, fachte sie an (….) Mein Beispiel wird kein Blatt aus dem Lorbeerkranz dieses Fürsten [Carl Eugen] reißen, den die Ewigkeit nennen wird. Seine Bildungsschule hat das Glück mancher Hunderte gemacht, wenn sie auch gerade das meinige verfehlt haben sollte.“

Holst 1989. S. 30.

1787

Das bis 1989 unbekannte Aquarell „Felslandschaft mit Wasserfall“ gilt als das früheste signierte und datierte Werk Kochs. Zur Zeit seiner Entstehung war er bereits seit zwei Jahren Schüler der Carlsschule. Gerade wegen des Einflusses Harpers überrascht die naturalistisch wirkende Landschaftsschilderung. Holst 1989. S. 146.

1791

Vom 26. April bis zum 3. Mai 1791 unternimmt Koch mit Christian Roos eine Ferienreise an den Bodensee. Das erhaltene Reisetagebuch wurde von Koch in Stuttgart nach seinen Skizzen vor der Natur mit Illustrationen versehen. So auch „Aussicht vom Heiligenberg auf den Bodensee“, „Der Rheinfall bei der Galerie unter Schloss Laufen“ und „Die Duttlinger Heide“, zu der Koch niederschrieb :

„Das erhabene Schauspiel [der Blick auf die schneebedeckten Schweizer Berge] bewegte mich zu Tränen. Verstummt stand ich da und staunte […] Meine Seele dehnte sich weit aus, die ganze Welt wollte ich mit Liebe umfassen […] Ich setzte mich nieder, um ein schwaches Bild von dieser Ausdehnung zu entwerfen um es dann in einem Gemälde auszuführen. Hier bleibt aber Kunst immer Stümperin.“

Holst 1989. S. 151 ff

1791

Kochs Auseinandersetzung mit dem Regime der Carlsschule fand ihren Ausdruck in Karikaturen, die er im letzten Viertel des Jahres 1791, also kurz vor seiner Flucht, und auch während seines Aufenthaltes in der Schweiz 1793 in Basel anfertigte. Holst 1989. S. 155 ff.

1792

Landschaft mit Apoll unter den Hirten

Landschaft mit Apoll unter den Hirten

„Apoll unter den Hirten in einer Waldlandschaft“ und „Gebirgs- und Waldlandschaft mit Liebespaar“ waren Geenstücke. Ihre bekenntnisreiche doppelte Datierung erlaubt – da die im September 1792 eingeführte republikanische Zeitrechnung noch nicht verwendet ist -, den Zeitpunkt der Vollendung auf die Zeit zwischen dem 14. Juli und dem 22. September einzugrenzen. Sie wurden also noch in Straßburg ausgeführt, wo Koch, als Mitglied des Jakobinerklubs, dennoch „kein Jakobiner ohne eigenen Erwerb sein“ wollte. Noch sind es weniger die neuen, etwa auf dem Schweiz-Ausflug von 1791 gewonnenen Landschaftseindrücke, die sich in diesen frühen Arbeiten niederschlagen, sondern erlernte Auffassungen von klassischer Komposition, Staffage und „Baumschlag“. Man erkennt die Nachwirkung von Kupferstichen nach Claude Lorrain und Nicolas Poussin sowie der Lehren Adolf Friedrich Harpers, seines Lehrers für Landschaft an der Karlsschule, des „Arabeskengottes“ der von fernen Erinnerungen eines Italienaufenthaltes jahrzehntelang zehrte. Berlin 1989. S. 111.

1793

In die Schweizer Zeit fällt eine Reihe von sorgfältig ausgeführten lavierten Karikaturen. Zeitlebens war Kochs Bedürfnis nach Satire groß : nachdem es sich in Zeichnungen geäußert hatte, entlud es sich später in seinen Schriften und Briefen. Schon auf der Karlsschule hatte Koch mit anderen aufsässigen Schülern im Januar 1791 in Gegenwart deutscher wie französischer Aristokraten eine „öffentliche Aristokratendemaskierung“ aufgeführt.

Bei der Karikatur „Prediger und Gemeinde“ ist deutlich die stilistische Herkunft von englischen Zeichnern wie Cruikshank und vor allem Hogarth zu erkennen. Noch Jahre später pries Koch den Realismus des Engländers, bei dem der „ernsthafte Historienmaler“ in die Schule gehen könne. Im Kampf gegen die abstrakte Schönheit erblickt er in Hogarth einen Realisten, einen Schilderer von wahren Gestalten, die „aus der Erde kriechen, sich zwischen ihrem Guten und Bösen herumtreiben : das ist noch keineswegs das, was man Karikatur oder Fratze nennt.“

(Moderne Kunstchronik. 1984. S. 84).

 

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