um Joseph Anton Koch

Das Caffè Greco – Treffpunkt der Künstler in Rom

Die wahren Zentren geselligen Lebens der Künstlerrepublik in Rom bildeten die Kaffeehäuser und Osterien. Sie waren Bindeglieder zur deutschen Heimat, die Künstler ließen ihre Post an diese Kaffeehäuser adressieren, sie waren Ausstellungsraum und Verkaufsraum für Romreisende, die ein Bild mit Sehenswürdigkeiten Roms oder der Campagna als Erinnerung mit nach hause nehmen wollten, sie waren ein Ort gesellschaftlicher Studien, wie sie Fohr in seinem „Café Greco“ festzuhalten versuchte und sie waren das Ideal gesellschaftlicher Kommunikation, „die für Fortschrittlichkeit, Aktualität und schließlich für Humanität stand“.

Caffè Greco, Treffpunkt der Künstler in Rom

Caffè Greco, Treffpunkt der Künstler in Rom

Das bekannteste Kaffeehaus war das um 1760 von einem Levantiner eröffnete, später nach seinem Gründer so benannte „Café Greco“ in der Via Condotti, in jenem Künstler- und Fremdenviertel, das die Piazza di Spagna und die Dreifaltigkeitskirche (die Trinità dei Monti) dominierte. In ihm entwickelte sich zwischen Dichtung und Wahrheit die ab etwa 1780 als solche bezeichnete „Deutsche Künstlerkolonie“, um dort „Im Sinne der Utopie eines Goldenen Zeitalters“ (1) inmitten des päpstlichen Roms gesellschaftliche Freiräume zu schaffen. Seine Gäste kultivierten ein Gemeinschaftsleben, das jenseits von hierarchischen Unterscheidungen gegenseitigen Interesse und gegenseitiger Achtung bevorzugte und frei von gesellschaftlich differenzierenden Umgangsformen Raum für Individualität schaffen sollte.

Bereits 1742 hatte Giacomo Casanova ein „Caffè di strada Condotti“ erwähnt, urkundlich tritt es aber erst 1760 in Erscheinung. Damals führte ein Levantiner, Nicola di Maddalena, das Kaffeehaus, das durch ihn den Namen „Griechisches Kaffeehaus“ oder „Café zum Griechen“ erhielt und im Laufe der folgenden Jahre als internationaler Treffpunkt berühmt werden sollte. Dieser griechische Kaffeewirt erwarb rasch die regelmäßige Kundschaft der in der gegenüberliegenden Barcaccia speisenden Fremden, die nur die Straße für einen Schwarzen, die Tasse zu sechs Pfennigen in sächsischem Geld, zu überqueren brauchten. (2)

Schon kurz nach seiner Eröffnung hatte dieses originelle, ursprünglich nur aus einem einzigen Raum bestehende Lokal Winckelmann und Goethe unter seinen Gästen gesehen. In den 1810er Jahren erreichte es sein größtes Ausmaß um mit dem Ende des zweiten Jahrzehnts seine ursprüngliche Bedeutung als Zentrum der Deutschrömer, der Klassizisten und der Nazarener, wieder zu verlieren.

 

Seine Omnipräsenz verdankt dieses Café nicht zuletzt oder überhaupt den unvollendeten Studien Carl Philipp Fohrs zum „Café Greco und seinen Gästen“ :

Am 21. November 1816 erreichte Fohr nach einer angestrengten Fußwanderung mit seinem Hund Grimsel Rom; seine ersten Schritte führten ihn in das Café Greco. Begeistert von der ungezwungenen und freundschaftlichen Atmosphäre dieses Zentrums der deutschen Künstler in Rom begann er ab Oktober 1817 seine Künstlerfreunde in Porträtzeichnungen festzuhalten. Sein Ziel, den im Café Greco verkehrenden Künstlerkreis in einem großen Gemeinschaftsbild festzuhalten, vereitelte sein früher Tod am 19. Juni 1818 als er beim Baden im Tiber ertrank.

Maler im Caffè Greco, unvollendet von Philip Fohr

Maler im Caffè Greco, unvollendet von Philip Fohr

Der zweite aus insgesamt drei Entwürfen zeigt etwa 50 Personen in zwei Gruppen vor einem noch skizzenhaft ausgeführten Hintergrund. Fohr nimmt hier bereits eine von ihm wahrgenommene Trennung der Klassiker um Joseph Anton Koch und der Nazarener um Friedrich Overbeck als deren geistige Zentren vor. Trotz gemeinsamer Berührungspunkte und Wertschätzung wie der Freundschaft von und zu Koch, trennte sie jedoch Lebenshaltung und Stilrichtung.

Die linke Gruppe bestimmt als geistiges Zentrum Joseph Anton Koch; um ihn hat Fohr Platner, Konrad Eberhard, Rohden, Barth, Rückert und Waldmann gruppiert. Die rechte Gruppe um Overbeck umfasst Rehbenitz, Philipp Veit, Cornelius und Fohrs Hund Grimsel. Ganz links am Rand findet sich eine Figur mit „ich“ bezeichnet. Zählte sich Fohr den Klassizisten zu oder wollte er damit seine Verbundenheit mit Koch ausdrücken, der ihn in seinem Atelier in der Landschaftsmalerei ausbildete? (3)

Wohl gesellten sich in der nachfolgenden Zeit noch verschiedenste namhafte Persönlichkeiten wie Franz Grillparzer, Moritz von Schwind, Eduard von Steinle, alle aus Wien,

Relief von Joseph Anton Koch im Caffè Greco, Rom

Relief von Joseph Anton Koch im Caffè Greco, Rom

Ludwig Richter aus Dresden, Joseph Anton Führich aus Kratzau, und Ferdinand Gregorovius aus Neidenburg in Ostpreußen, der die Geschichte der Villa Malta schreiben sollte, unter die Gäste des „Greco“ und einige „Veteranen“ des Kreises wie Koch, Reinhart und Platner hielten noch die Tradition der Stammgäste aufrecht; im Grunde löste sich aber mit der Abberufung einiger Künstler nach Deutschland und mit außerrömischen Tätigkeiten anderer, der hier vereinigte Kreis innerhalb einer kurzen Frist auf. (4)

Mit der Gründung des Deutschen Künstlervereins um 1830 verlor diese Versammlungsstätte, Ludwig Richter hatte sie bereits 1822 eine historische genannt, in der Via Condotti mehr und mehr an geistigem Gewicht für die sie besuchenden Nachfahren der Romantiker. Man holte zwar dort die nach alter Tradition an das Café Greco adressierte Post aus der Heimat ab und las deutsche Zeitungen, ernsthafte Probleme künstlerischer Natur wurden jedoch nicht mehr diskutiert. (5)

Das Caffè Greco – Fotos von Peter Amann

 

 


  1. Vgl. Künstlerleben in Rom. 1991. S. 417 f.
  2. Vgl. Künstlerleben in Rom. 1991. S. 419.
  3. Vgl. Poensgen, Georg. 1957. S. 17 ff. Sowie Ausstellungskatalog „Carl Philipp Fohr und seine Künstlerfreunde in Rom“. 1995. S. 12 ff.
  4. Vgl. Poensgen, Georg. 1957. S. 32f.
  5. Vgl. Poensgen, Georg. 1957. S. 31 ff.